Montag, 11.07.2011

 

So, nun bin ich den 2. Tag unterwegs und möchte mein erstes Lebenszeichen von mir geben. Gertrud hat mich gestern nach Hattenhausen gefahren, wo ich zusammen mit Fritz den letzten Abschnitt beendet hatte. Punkt 9,00 Uhr bin ich gestartet.  Bereits nach einem halben Kilometer bin ich in der Pampa gestanden und mußte eine nasse Wiese und ca. 200 m Wald durchqueren. Schuhe nass, Hosenbeine nass. Danach konnte ich meine geplante Route wieder aufnehmen. Es war schon sehr schwül und im Wald wollten mich Bremsen und Stechmücken schier auffressen. Raus aus dem Wald und schon stand ich inmitten von Hopfenfeldern kurz vor der Ortschaft Altmannstein. Es wurde zunehmend wärmer und meine 14,4 kg auf dem Rücken machten mir zu schaffen. Gegenüber der Ortschaft Hagenhill legte ich eine kleine erste Rast ein und verzehrte die von Gertrud zubereitete Brotzeit. In Schwabstetten mußte ich einem interessierten Opa über den Gartenzaun von meinem Vorhaben erzählen. Er selber pilgert jedes Jahr ca. 100 km nach Altötting. Über Lobsing und Pförring erreichte ich gegen 15,00 Uhr mein Tagesziel Münchsmünster. Das reservierte Zimmer im Gasthof Rauscher war ganz passabel, der restliche Gasthof war drittklassig, das Essen auch. Ich war der einzige Gast. Der Wirt (Pächter) war ein Kauz, ein dürrer Spargel mit Ohrring und Pferdegebiss. Am besten sah er noch aus, wenn er nicht lachte. Ich zahlte mein Zimmer bereits am Abend, als mir eröffnet wurde, dass ich am nächsten Tag kein Frühstück bekomme. Ich wurde an die Bäckerei verwiesen, ca. 300 m um die Ecke.

 

Nach einer relativ guten Nacht war ich bereits um 7,30 Uhr in dieser Bäckerei zum frühstücken. Ich versorgte mich mit 2 Körnerbrötchen und in der Metzgerei gegenüber mit  2 Paar Knoblauchbeisser, um für den heutigen Marsch gerüstet zu sein. Unterwegs versuchte ich weitere Adressen abzutelefonieren, nachdem ich am Montag abend vergeblich versucht hatte, ein Zimmer in Mainburg oder Umgebung zu bekommen. Tatsächlich wurde ich dann fündig in der Pension Barbara in Lindkirchen, ca. 6 km nördlich von Mainburg. Das bedeutet, dass meine heutige Tagesetappe 6 km kürzer sein wird wie geplant. Meine Füße und meine Schultern werden es mir danken! Diese Zeilen schrieb ich auf einem Rastplatz im Dürrnbucher Forst, gegenüber einer kleinen Marienkapelle. Die längere Pause kann ich mir heute leisten, denn ich kann nicht vor 15,00 Uhr in Lindkirchen in die Pension, da die Besitzer heute zum Mittagessen auf dem Hopfenfest in Mainburg sind. Dieses Volksfest ist auch der Grund, warum alle Hotels und Pensionen ausgebucht sind. Alles für die Bierdümpfel reserviert! 

 

Montag, 11.07.2011 - 2. Teil

 

Bin schon um 13,30 Uhr - nach ca. 19 km - bei der Pension Barbara in Lindkirchen eingetroffen. Schöne Anlage. Habe mich unter dem Vordach des Gartenhäuschens breit gemacht, da noch niemand zuhause war. Bei meiner tel. Reservierung heute morgen, wurde ich bereits darauf hingeweisen, dass man nicht vor 15,00 Uhr vom Mittagessen am Mainburger Volksfest zurück sei. Daher nun gleich den restlichen Verlauf meiner Tagestour: Nach Durchquerung des ca. 7 km langen Dürrnbucher Forstes kam ich bei der Ortschaft Elsendorf raus, fühlte mich aber nicht heimisch. Es war Mittagszeit, aber alle Gasthöfe an denen ich vorbei kam, hatten Ruhetag. An der Dorflinde in Ratzenhofen, wo ich ein Päuschen machte und Gertrud mich anrief, entdeckte ich ein Hinweisschild auf einen Landgasthof im gleichen Ort. Ich packte sofort meinen Krempel und nahm Kurs auf den Gasthof. Im schattigen Biergarten saßen ca. 6 Personen beim Essen. Glück gehabt, dachte ich. Es gab Lasagne und in der großen Pfanne wäre noch genug für mich übrig gewesen. "Das Essen ist heute nur für Bedienstete" war die Antwort auf meine Frage, ob denn die Küche noch warm wäre. Saubande! Bei mir hätte ein einsamer Wanderer - dass ich ein Rompilger bin konnten die ja nicht wissen - eine Portion abbekommen, und das sogar kostenlos! Enttäuscht zog ich weiter, um nach  3 Kilometern in Lindkirchen anzukommen. Inzwischen waren auch meine Gastgeber eingetroffen. Ganz nette Leute, herzliche Begrüßung und Bewunderung für mein Vorhaben und ein sehr sauberes, geräumiges Zimmer. Der Besitzer empfahl mir für's Abendessen das Bistro "Lucky 24" am Ortseingang. Das einzige Gastohof am Ort hatte - natürlich Ruhetag! An dem Bistro war ich bereits vorbei gegangen. Nie und nimmer wäre ich da rein! Lucky 24 bedeutet 24 Stunden täglich geöffnet. Bar, Casino, Internetcafe. Man wird's nicht glauben, Spaghetti Carbonara war sehr gut, Weizen süffig und die Bedienung sehr nett. Leider gibt es hier keine gute (Vodafon)-Verbindung weshalb ich diesen Bericht heute nicht mehr auf meine Homepage stellen kann. Am Dienstag früh um 6,30 Uhr hat es dann geklappt.

 

Hopfen und Kartoffeln - eine fruchtbare Gegend!
Hopfen und Kartoffeln - eine fruchtbare Gegend!
Im Dürrnbucher Forst war's angenehm kühl
Im Dürrnbucher Forst war's angenehm kühl

Dienstag, 12.07.2011

 

Heute bestand ich eine erste Feuertaufe. In Kurzform: Um 9,00 Uhr gestartet, Temperatur bei 26 °, Tendenz steigend, zwischen 16,00 und 17,00 Uhr hatten wir zeitweise bis 31 °. Bis 17,00 Uhr war ich unterwegs. Ergebnis: 31,7 km. Es ging mir erstaunlich gut. Langsam gewöhne ich mich an den Rucksack, das Ziehen in den Schultern wird erträglicher, meine Blasen im Anfangsstadium wurden zunächst nicht schlimmer. Kurz, es lief gut. Mein Weg führte durch eine abwechslungreiche ländliche Gegend. Hopfenfelder und große Bauernhöfe, meist Einzelgehöfte. Ich lief weitgehendst über Feld- und Flurwege oder kleinere Ortsverbindungsstraßen, der Technik sei Dank, denn Dank GPS fand ich immer die richtige Spur.

Um Punkt 12,00 Uhr ließ ich mich in der Ortschaft Neuhausen, kurz vor Volkenschwand in einem schattigen Buswartehäuschen nieder. Ein Apfel, ein Brötchen, ein paar Pfefferbeiser, noch vom Vortag aus der Metzgerei in Münchsmünster, sie hatten sich im Rucksack erstaunlich gut gehalten, waren mein Mittagsmahl. Wenig später rief mich Gertrud an: Mein Rentenbescheid war heute zugestellt worden! Es ging mir - trotz Rentenbescheid - immer noch gut, ich hatte 14 km zurück gelegt und glaubte, die Hälfte der Strecke geschafft zu haben. Die Temperatur pendelte sich bei ca. 30 ° ein, was man jedoch nicht spürte, denn es wehte immer ein lebhafter Ostwind. Nach meiner  Planung wollte um ca. 15,30 Uhr in Moosburg sein und war der Meinung, dass ich noch ca. 5-6 km bis dort hin hatte. Bis mich ein Wegweiser aus meinen Träumen weckte: Moosburg  9 km. Ich komme also nicht vor 17,00 Uhr an! Gleich danach war der  Wald zu Ende und ich mußte die letzten 5 km auf einer gut befahrenen Landstraße ohne Fußgängerweg zurücklegen, die Sonne brannte gnadenlos herab. Irgend wann kommt dann der Zeitpunkt, wo du aufhörst zu denken. Den Blick ca. 2 m vor dir auf den Boden gerichtet, marschierst du wie ein Roboter und willst nur noch ankommen. Kurz vor 17,00 Uhr erreichte ich auf dem Zahnfleisch mein Hotel in Moosburg. Rucksack ins Zimmer gestellt, und auf die Suche nach einer Apotheke gemacht. Aus den erwähnten Blasenansätzen waren nämlich 3 ansehnliche Blasen geworden. Doch was war das: Auf dem Weg zur Apotheke (ohne Rucksack) mußte ich beim Laufen die ersten 100 m aufpassen, nicht nach vorne zu kippen! So ein komisches Gefühl! Wieder zurück, habe ich die 3 Blasen aufgestochen und mit Blasenpflaster verklebt. Wie wird sich's morgen damit wohl laufen? Diese Frage beschäftigte mich bis zum Einschlafen. 

 

 

Mittwoch, 13.07.11 

Ich hatte die Nacht schlecht geschlafen. Mein Zimmerchen war direkt unter'm Dach zur Südseite hin und dementsprechend aufgeheizt. Abkühlung brachte erst ein Gewitter gegen Morgen um 3,30 Uhr. Zudem ratterte unweit von meinem Dachfenster ein klappriger Ventilator, es könnte auch der Wärmetauscher der Klimaanlage gewesen sein. Meine ersten Gehversuche nach dem Aufstehen waren erfolgversprechend. Nichts klemmte mehr und auch die Füße samt der Blasen meldeten: Es könnte gehen. Mein heutiges Tagespensum hatte ich auf ca. 20 km begrenzt, auch deswegen, weil mein nächstes Quartier Inning im Holz nicht anders zu planen war. Allerdings mußte ich gleich meine Regenausrüstung auspacken, denn pünktlich zum Start fing es an, leicht zu regnen. Nachdem ich ca. 2 km auf dem Isar-Damm dahinmarschiert war, lichtete sich der Himmel und nach einer Stunde hört der Regen auf. Ich will's kurz machen: Es ging alles gut, über die Ortschaften Langenpreising und Wartenberg erreichte ich mein Tagesziel nach 21 km um 15,00 Uhr. Allerdings waren zwei neue Blasen an den Fersen hinzu gekommen. Eine nette Begegnung hatte ich vor einem REWE Markt in Wartenberg, wo ich mich mit Verpflegung eingedeckt hatte. Eine junge Frau sprach mich an, ob ich denn wohl ein Pilger wäre, so wie ich aussehe. Auf meine Bejahung erzählte sie mir, dass sie letztes Jahr auf dem Jakobsweg in Spanien war. 750 km in 3 1/2 Wochen hatte sie zurückgelegt! Wir hatten ein nettes Gespräch und sie gab mir einige Tipps für meine Blasenbehandlung. Von Beruf ist sie OP-Schwester. Die Ratschläge kamen also aus berufenem Munde. 

 

 

Donnnerstag, 14.07.2011

 

Heute war der Wettergott mit mir. Während der Nacht hatte es mehrfach geregnet, beim Frühstück immer noch leichter Nieselregen, aber pünktlich zu meinem Start um 8,30 Uhr war es trocken. Die Sonne ließ sich den ganzen Tag nicht blicken, die Temperaturen lagen so um 20-22 °, ideales Pilgerwetter. Gelegentlich ein paar einzelne, nicht ernst zu nehmende Tropfen, wie wenn einer mir sagen wollte "Schmittchen, ich meine es heute gut mit dir, doch ich könnte auch anders." Kaum war ich eine halbe Stunde in der Pension, regnete es. So viel Glück kann nur ein Rom-Pilger haben!

Ich hätte auch wirklich keinen Regen brauchen können, war ich doch den ganzen Tag mit meinen Blasen beschäftigt, wenn auch nur in Gedanken. Ich kann nur sagen, wenn es dir immer wieder gelingt, den innernen Schweinehund zu besiegen, kannst du auch mit fünf Blasen 25 km vorwärts kommen.

Die Pension Lanzl in Weiher, einem Weiler mitten in der Prärie bei Maitenbeth, wo ich heute einquartiert bin, hat sich dem Hausprospekt zufolge auf Münchner Messebesucher ausgerichtet. Bis München sind es 20 Autominuten. Da die angegliederte Gaststätte heute Ruhetag hatte, bot mir Frau Lanzl an, mich zum Abendessen nach Isen zu fahren und mich auch wieder abzuholen. Diesen Luxus muss ein Pilger nicht haben, dachte ich mir und wir einigten uns auf einen Wurstsalat, den sie mir eine halbe Stunde später auf 's Zimmer brachte.

 

So: Da ich beim Duschen feststellen musste, dass sich von meiner schlimmsten Blase am großen Zeh beim Entfernen des Blasenpflasters die Haut mit abgelöst hatte, beschloss ich, morgen nicht mehr zu laufen. 35 km bis Rosenheim schaffe ich eh nicht mehr, deshalb werde ich morgen früh etwas länger schlafen und mit dem Taxi nach Rosenheim fahren. Von dort geht es mit dem ICE zurück nach Erlangen, wo mich Christina abholt.

 

Da ich bestimmt seit 30 Jahren nicht mehr mit der Bahn gefahren bin, stieg ich mit meinem 2. Klasse - Tiket prompt in einen 1. Klasse - Wagen. Als ich es bemerkte, war es zu spät. Es ging leider nur 15 Minuten gut, dann bekam ich einen Rüffel vom Zugbegleiter und musste in die 2. Klasse umziehen.

 

125 km in 5 Tagen waren für mich eine wichtige Erfahrung für die eigentliche Tour Rosenheim - Rom, die ich am 20. August antreten will. Ich habe neue Erkenntnisse dazu gewinnen können, die mir bei der weiteren Planung sehr nützlich sind.

 

Das mitgeschleppte Notebook ist eine feine Sache, vom Gewicht mal abgesehen. Ich habe alle Quartiere für den nächsten Tag über das Internet ausfindig machen können. Auch die Änderungen der geplanten Route über "Google Earth" nach Konvertierung über "Route-Converter" und anschließender Übertragung mittels "Map Source" auf das GPS-Gerät gelangen problemlos. Leider aber ist damit zu rechnen, auf dem flachen Land ab und zu keine Verbindung zu bekommen. Ich benutzte einen Surf-Stick von o.tel.o. Dahinter steht Vodafone und D2. Sicherheitshalber sollte man einen zweiten Stick dabei haben, z.B. von T-mobile oder O2.

 

Für alle, die es interessiert: Ab dem 20. August 2011 werde ich die Berichterstattung auf dieser Seite fortsetzen.

 

Weitere Bilder findet ihr unter:

>Galerie >Mein Weg nach Rom > Hattenhausen-Rosenheim

 

Danke für Euer Interesse.

Etappe 1: Hattenhausen - Münchsmünster (25 km)
Etappe 1: Hattenhausen - Münchsmünster (25 km)
Etappe 2: Münchsmünster - Lindkirchen (19 km)
Etappe 2: Münchsmünster - Lindkirchen (19 km)
Etappe 3: Lindkirchen - Moosburg (32 km)
Etappe 3: Lindkirchen - Moosburg (32 km)
Etappe 4: Moosburg - Inning am Holz (21 km)
Etappe 4: Moosburg - Inning am Holz (21 km)
Etappe 5: Inning am Holz - Weiher (26 km)
Etappe 5: Inning am Holz - Weiher (26 km)