eine kleine Orientierungshilfe für euch
eine kleine Orientierungshilfe für euch

 

18.09.2011: Ruhetag in Seren del Grappa

 

Seren del Grappa, Monte Grappa, Bassano del Grappa, Grappa, Grappa und immer wieder Grappa! Um es gleich vorweg zu sagen: Natürlich habe ich heute schon einen guten Grappa getrunken. Hier bekommst du auch immer gleich eine doppelte Portion eingeschenkt!

 

Heute Nacht gab es kräftige Gewitter mit starken Regengüssen, das letzte Gewitter um 6,00 Uhr in der Früh. Ich drehte mich nochmal um und wurde erst kurz von 9,00 Uhr wieder wach. Das passierte auf den Hütten nie, da ist die Nachtruhe um 6,30 Uhr vorbei. Da es immer noch regnete, stand mein Entschluss fest, hier einen Tag sitzen zu bleiben. Ich nutzte die freie Zeit auch für mein Seelenheil, denn die Kirche lag gleich gegenüber. Die Bänke waren zu 80 % leer und das am Sonntag im tief katholischen Italien!

 

Von 11,00 – 15,00 Uhr blieb es trocken und fast bereute ich, mich nicht auf den Weg gemacht zu haben. Dann aber wieder Gewitter und Regen. Morgen soll es nochmal nass werden, für den Rest der Woche ist wieder sonniges Wetter angesagt. Es muss morgen aber trotzdem weiter gehen. Werde mich also auf einen Regentag einstellen. Heute habe ich mal gerechnet: Bis Rom sind es noch ca. 600 Auto-Kilometer, für Fußgänger vielleicht 100 km mehr. Nach meiner ursprünglichen Planung verbleiben mir noch ca. 30 Tage. 600 durch 30 macht 20 Kilometer täglich. Das sollte zu machen sein. Ich gebe noch eine Woche hinzu. Ergebnis: So zwischen 25. und 27. Oktober müsste ich in Rom sein!

 

Kleine Information zum Monte Grappa (entnommen aus Wikipedia – bin doch kein Gutenberg):

 

>Der Monte Grappa ist mit 1742 m Höhe einer der höchsten Berge der Vicentiner Alpen. Er liegt als vorgeschobenes Gebirgsmassiv zwischen den Flüssen Brenta und Piave. Südlich an seinem Fuß liegt die Stadt Bassano del Grappa. Auf dem Gipfel wurde in den 1930er Jahren unübersehbar ein monumentales Denkmal für die dort im Ersten Weltkrieg Gefallenen errichtet. In den drei Piaveschlachten kamen auf dem Monte Grappa und den umliegenden Bergen tausende Soldaten ums Leben. Auf dem Monte Grappa ruhen 12.615 italienische und 10.295 österreichische Soldaten.<

 

Ich werde mir den Monte Grappa und das Denkmal ansehen, auch wenn ich mir dabei nochmal 1300 Höhenmeter antun muss. Seren del Grappa liegt nämlich nur auf 450 Meter. Die Höhe verteilt sich auf ca. 15 km, das ist kein Problem. In den letzten Tagen haben wir so eine Höhe auf 2 bis 3 km überwunden und das über Geröllfelder und kleine Klettersteige! (Wer will, darf „Angeber“ ins Gästebuch schreiben)

 

Ciao, bis morgen!

der "Wurmfortsatz" im unteren Drittel ist men vergeblicher Versuch auf dem Mt. Grappa eine Bett zu bekommen
der "Wurmfortsatz" im unteren Drittel ist men vergeblicher Versuch auf dem Mt. Grappa eine Bett zu bekommen
mein Nachtquartier am 19.09.2011
mein Nachtquartier am 19.09.2011

 

19.09.2011: Seren del Grappa – Cibara (irgendwo zwischen Monte Grappa und Bassano), 34 km

 

Als es heute früh um 9,00 Uhr immer noch regnete und die Wirtin mir klar machte, dass ich auch noch eine weitere Nacht bleiben könne, kam ich tatsächlich ins Schleudern, noch einen Tag hier sitzen zu bleiben. Dann sah ich mir den neuesten Wetterbericht an und siehe da, war gestern für Montag noch Regen pur angesagt, hieß es jetzt: „Vorwiegend bedeckt.“ Das kann sich nur um Stunden handeln, dachte ich, schlüpfte um 10,00 Uhr in meine Regenausrüstung, sattelte den Rucksack und zog los. Kurz vor 11,00 Uhr hörte es auf zu regnen und nach einer weiteren Stunde zeigte sich im Süden blauer Himmel. Ich stieg dem Monte Grappa entgegen. Um 15,00 Uhr ließ ich das erste Rifugio rechts liegen, da es mir noch zu früh war und bis zum Gipfel nur noch 8 km zu laufen waren. Hatte ich doch auf der Karte 2 weitere Rifugios in Gipfelnähe entdeckt. Ein verhängnisvoller Fehler! Das erste sah schon von weitem sehr geschlossen aus. War es auch. Ich hatte mich schon entschlossen, nicht mehr bis zum Gipfel zu gehen, sondern gleich die Richtung nach Bassano einzuschlagen. Da las ich an einer Abzweigung: „Rif. Bassano“ (lt. Karte unweit des Gipfels) „aperto“, also geöffnet. Dafür nahm ich weitere 100 Höhenmeter und ca. 3 km Strecke zusätzlich in Kauf. Oben angekommen:   „ Wir haben keine Zimmer.“ Ich konnte es nicht glauben, denn es war ein großes Haus. Enttäuscht ging ich die 3 km wieder zurück, nahm den Weg nach Bassano auf und marschierte noch 2 Stunden bergab, ohne in ein Dorf zu kommen, geschweige denn zu einem Hotel. Unterwegs nahm ich einige kleine Wochenendhäuschen in Augenschein, doch es war mir alles nicht ganz geheuer wegen der bellenden Hunde in der Nähe. Kurz nach 19,00 Uhr sah ich mitten im Grünen auf einem Hügel eine kleine Kirche. Ich umrundete sie und fand vor dem Eingang einen großen überdachten Vorraum. Ich ging auf den Eingang zu, die Türe war offen. Ich legte erst mal meinen Rucksack ab und ließ mich vor der Kirche nieder. Nach einer halben Stunde machte ich einem vorbeigehendem Ehepaar klar, dass ich unter dem windgeschützten Vordach übernachten möchte. Natürlich nicht, ohne darauf hin zu weisen, dass ich ein Pellegrino auf Weg nach Rom bin. Die beiden gaben mir zu verstehen, dass ich doch in der Kirche nächtigen solle. So sitze ich nun bei völliger Dunkelheit (stimmt nicht ganz, denn das „Ewige Licht“ gibt einen leichten Schimmer ab) auf 2 zusammengeschobenen Kirchenbänken und schreibe. Jetzt ist es 20,30 Uhr und ich werde versuchen zu schlafen.

 

Nachtrag am 20.09.2011:

Die Nacht war nicht sehr erholsam auf der harten Kirchenbank. Aber ich bin immerhin einige Male eingeschlafen. Trotzdem war ich dankbar, dass die Kirche offen war, denn draußen blies die ganze Nacht ein kalter Wind.

Pinien, Zypressen und die ersten Olivenbäume!
Pinien, Zypressen und die ersten Olivenbäume!

 

20.09.2011: Cibara – Bassano del Grappa, 23 km

 

Um 7,00 Uhr rappelte ich mich auf, räumte meinen Krempel zusammen und um 8,00 Uhr war ich – ohne Frühstück - wieder auf der Strecke. Es dauerte fast bis 9,30 Uhr, bis ich an einer geöffneten Bar vorbei kam. 2 Cappuchino, 1,5 lt. Mineralwasser und ein  in Plastik verpacktes mürbes Brötchen mit "automatischer" Marmeladenfüllung, mehr gab es nicht zu beißen. Ja ja, die Italiener und ihr Frühstück! Aber ich habe ja noch Erdnüsse und Knäckebrot im Rucksack, das reicht bis heute abend. Es war so kalt, dass ich meine Handschuhe auspacken musste. Ich befand mich ja noch auf ca. 1200 m, unter mir das flache Land mit Bassano del Grappa auf 130 m. Ich konnte es in ca. 10 km Luftlinie sehen, der Rest auf die 23 km ging in den vielen Serpentinen verloren. Es wurde trotzdem nicht langweilig, denn die Bäume gaben immer wieder einen Blick ins Flachland frei und an einigen Stellen konnte ich in Richtung Südosten sogar schon das Meer sehen. Es wurde wärmer und wärmer und ich tauchte langsam aber sicher ins mediterrane Klima ein. Es roch herrlich nach Pinien, Zypressen und die ersten Olivenbäume standen am Wegrand.

 

Ca. 3 km vor Bassano musste ich am linken großen Zeh ein Bläschen aufstechen. Die 34 km des Vortages forderten ihren Tribut. Für solche kleine Wehwehchen bin ich aber gerüstet. Um ca. 15,00 Uhr erreichte ich das Centro von Bassano und fand ein kleines Hotel direkt in der Altstadt. Das war vielleicht ein krasser Gegensatz zu meinem bescheidenen Kirchlein der vergangenen Nacht! Das Leben findet hier am Tage auf der Straße statt. Und abends in Osteria’s, Trattoria’s, Pizzeria’s, Bar’s und Szenekneipen. Und ich mitten drin. Bella Italia! Bis 16,00 Uhr geduscht und Wäsche gewaschen und dann auf zum Stadtbummel. Wahrzeichen der Stadt ist die im 13. Jahrhundert entstandene und mehrfach erneuerte Holzbrüke „Ponte degli Alpini“ über die Brenta, die fast so bekannt ist wie die Rialtobrücke in Venedig. Direkt daneben die bekannteste Grappa-Destillerie Nardini. Es gibt aber auch noch viele andere, weniger bekannte Grappa-Brennereien. Übrigens: Der Name der Stadt hat nichts mit dem Tresterbrand zu tun, sondern kommt vom nahen Berg Monte Grappa! Natürlich habe ich ein Flachmännchen vom feinsten (Nardini) für meinen Rucksack (Tamina Kallert lässt grüßen) eingekauft! So für Notfälle halt. Dass ich noch Pizza essen war, muss ich wohl nicht mehr extra erwähnen.

Mein nächstes Ziel wird nun so in ca. 4 Tagen Padua sein. Da werd‘ ich mal beim Hl. Antonius vorbei schauen.

 

Der Abstieg hinunter nach Bassano
Der Abstieg hinunter nach Bassano
Die  Ponte degli Alpini über die Brenta
Die Ponte degli Alpini über die Brenta

 

21.09.2011: Bassano – Fontaniva, 20 km

 

Heute gibt es nicht außergewöhnliches zu berichten. Start um 9,00 Uhr, Ankunft kurz vor 15,00 Uhr in Fontanavia. Herrliches Wetter, Temperaturen um die 25 Grad, gerade Linie nach Süden, allerdings meist auf kleinen Landstraßen, Wanderwege gibt es hier nicht. Ist teilweise schon etwas lästig, besonders bei Gegenverkehr. Da musst du schon mal in den Straßengraben steigen. Kleiner Albergo am Stadtrand von Fontaniva, 35,-. Euro Übernach-tung/Frühstück. Das Wetter soll weiterhin schön bleiben und morgen will ich bis nach Padua kommen. Muss ich eine Stunde früher aufstehen, denn bis dorthin sind es 30 km. Man wird sehen.

 

An dieser Stelle mal wieder ein Dankeschön für alle Gästebucheinträge. Macht immer wieder Spaß, eure Kommentare zu lesen und sie sind auch eine Verpflichtung für mich, jeden Tag rechtzeitig zu aktualisieren. 

 

Padua bei Nacht
Padua bei Nacht

 

22.09.2011:

Fontaniva- Padua, 35 km

 

Von 8,15 Uhr bis 17,30 Uhr auf den Beinen. 27 Grad, schwül und 35 km. Bitte kein Mitleid, denn ich wollte heute abend unbedingt in Padua sein. Mir blieb auch gar nichts anderes übrig, denn das erste Hotel am Weg war wenige Kilometer vor Padua. Aber ich wollte ins Centro. Es hat sich endlos hinge-zogen, die letzten 7 – 8 Kilometer läufst du wie ein Roboter. Die kleinste Unebenheit auf dem Weg und du bist am straucheln. Leider musste ich zu 90 % auf Landstraßen gehen, mal mehr mal weniger befahren. Unterwegs traf ich ein Schweizer Ehepaar etwa in meinem Alter. Machen Radl-Urlaub in dieser unattraktiven Gegend. Darauf angesprochen meinten sie: „Wir wollten halt mal da fahren, wo keine Massen unterwegs sind.“ Es stellte sich heraus, dass die beiden schon am Main entlang geradelt sind und in Randersacker gewohnt haben (im Urlaub). Und die schönste Rad-Tour sei von Lübeck nach Stralsund gewesen! Die Schweizer wissen offensichtlich, wo es schön ist. Hat richtig gut getan, mal eine halbe Stunde wieder mit jemand reden zu können. Nach dem Abendessen (Pizza) habe ich mir noch kurz die Altstadt angesehen. Da ging die Post ab, Live-Konzerte an der Piazza delle Erbe, hier klassisch, dort Rock. Da sind um 22,00 Uhr auf Straßen und Plätzen noch einige tausend Leute unterwegs. Für einen Pellegrino aber viel zu rumoroso (laut). Nach einem kleinen Steh-Pilz habe mich schnell wieder aus dem Staub gemacht. Meine Füße hochlegen. Bis morgen.

22.09.2011: Fontaniva - Padua
22.09.2011: Fontaniva - Padua