nach so viel Sonnenschein auch mal Wolken - endlich!
nach so viel Sonnenschein auch mal Wolken - endlich!

 

07.10.2011: Badia Pratraglia – Kloster La Verna, 17 km

 

Heute Nacht hat tatsächlich das Wetter umgeschlagen. Ab 3,00 Uhr stürmischer, aber trockener Wind. Um 9,00 Uhr waren wir (Steffi, Paul und ich) auf Strecke. Der erste Regenschauer traf uns um 11,00 Uhr und wir mussten die Regenausrüstung auspacken. Das Ganze wiederholte sich noch zweimal, war aber immer nur von kurzer Dauer. Der restliche Tag blieb aber wolkenverhangen. Steffi und Paul sind beide angehende Mediziner und nutzen 4 Wochen Urlaub, um den Franziskusweg zu gehen. Beide waren aber auch schon auf dem Jakobsweg, sind also keine Anfänger mehr auf diesem Gebiet.

Der heutige erste Tag auf dem Franziskusweg führte durch Buchen- und Eichenwälder und ging gleich mit einem satten Anstieg los. Erstmals seit den Alpen ging es wieder auf einsamen Bergpfaden durchs Gelände, was für meine Füße eine sehr willkommene Abwechslung war. Das Kloster La Verna ist ein „mächtiges“ Franziskanerkloster, auf einem Felsen über der Höhle erbaut, in der der „berühmteste Heilige Italiens“ seine Stigmata erhalten haben soll, ist ein erster Höhepunkt des Franziskusweges. Es wurde von Franziskus gegründet und zu dem kleinen Kirchlein „Santa Maria degli Angeli“ legte Franziskus den Grundstein selbst im Jahre 1216. Auch die Zelle, in der Franziskus seine Stigmata erhalten hat, ist noch erhalten. Interessant wäre eine Klosterbesichtigung, aber es wird uns dafür die Zeit nicht reichen.

Wir wohnen in einem Bettensaal mit ca. 15 Lager, es ist alles sehr sauber. Es gibt auch ein Ristorante, das Abenessen ist regulär zu bezahlen, für die Übernachtung wird eine freiwillige Spende erbeten. Bei der Mittagspause in Rimbocchi gesellte sich noch Johannes aus dem Raum Überlingen zu uns, ebenfalls ein Medizinstudent. Steffi und Paul sind bereits gestern mit ihm zusammen auf dem Weg gewesen.

Die morgige Etappe führt uns nach Pieve St. Stefano, ist 20 km lang und nicht besonders anstrengend, weil es nur 300 m bergauf geht, aber ca. 1000 m bergab.

Badia Prataglia - Kloster La Verna
Badia Prataglia - Kloster La Verna
seit gestern mittag haben wir einen Begleiter mehr
seit gestern mittag haben wir einen Begleiter mehr

 

08.10.2011: La Verna - Pieve St. Stefano, 19 km

 

Das Kloster La Verna hat mich sehr beeindruckt, nicht nur von seiner Größe her. Bevor wir heute früh starteten, haben wir noch die markantesten Orte des Klosters besichtigt. Es herrschte reger Betrieb, denn auch viele italienische Bus-Wallfahrer waren anwesend und wurden durch das Kloster geführt. Es gab ein einfaches, aber reichliches und sehr gutes Essen. Auch das Frühstück hob sich vom gewohnten Standard ab. Wir kamen mit einigen Franziskanermönchen ins Gespräch. Es fand auch ein Treffen von Kapuzinermönchen in diesen Tagen statt. Kurz vor unserem Start wurden wir von einem Kapuzinerpater nach unserer Herkunft gefragt. Er stellte sich als gebürtiger Schweizer vor und gab und zu verstehen, dass er „Chef“ der Kapuziner weltweit ist und machte uns auch gleich mit seinem Generalsekretär - ein Lateinamerikaner – bekannt. Da haben wir Haltung eingenommen! Erst um 10,00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Pieve St. Stefano, das wir um 16,30 Uhr erreichten. Immer noch begleitet von „Rimbo“, unserem herrenlosen Hund. Wir sahen ihn am Morgen inmitten einer Gruppe Menschen, die gerade eine Führung bekamen. Da hatte er uns noch gar nicht bemerkt. Als wir los gingen, war er plötzlich wieder bei uns. Natürlich haben wir ihm etwas zu fressen gekauft. Auf den Namen Rimbo hat ihn übrigens Paul getauft, weil er uns seit Rimbocchi begleitet. Wir liefen heute durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, die aber auch sehr dornenreich war. Wir schlängelten uns durch Schlehen- Hagebutten- und Wacholdersträucher. Auch das Wetter meinte es wieder gut mit uns. Unserer Zimmerwirtin machten wir klar, dass uns Rimbo nicht gehört, sondern uns zugelaufen ist. Sie wollte ihn in einen Schuppen sperren, was ihm natürlich nicht gefiel. Eine Stunde später war er weg und wir vermuteten, dass er aus seinem „Gefängnis“ ausgebrochen wäre. Später sagte uns die Frau, sie hätten den Hund zu ihrer Schwester gebracht. Die würde sich um ihn kümmern und versuchen, sein zuhause zu finden. Das kam uns nicht ganz plausibel vor. Jedenfalls war Rimbo weg und wir waren alle ein wenig traurig.

08.10.2011 - La Verna - Pieve St. Stefano
08.10.2011 - La Verna - Pieve St. Stefano
so "wohnt" bzw. schläft man eine Nacht im Kloster
so "wohnt" bzw. schläft man eine Nacht im Kloster

 

09.10.2011 – Pieve St. Stefano – Sansepolcro, 25 km

 

25 km bergauf, bergab und durch die Pampa – es war klar, dass ein langer Tag bevorsteht. Beim Start vereinbarte man, heute getrennt zu laufen. Pellegrino‘s brauchen eben auch mal einen Besinnungstag! Ich sah tatsächlich nur Johannes ein einziges Mal, Steffi und Paul waren wie vom Erdboden verschluckt. Die Temperatur stieg gerade mal auf 13 Grad und der Wind blies teilweise kräftig. Und ich war nach ca. 2 Stunden tatsächlich in meinen Gedanken so versunken, dass ich eine Abzweigung übersah und fast 1,5 km in die falsche Richtung lief. Wieder zurück macht nach Adam Riese 3 km. So wurden aus den regulären 25 km heute für mich 28 km. Aber auch bei den anderen ging nicht alles glatt, denn ich war trotzdem als erster in Sansepolcro. Wir haben uns zum Abendessen verabredet, denn wir sind in 3 unterschiedlichen Albergo‘s gelandet. Kurz nach 15,00 Uhr musste ich auch noch die Regenausrüstung auspacken, denn ein kräftiger Gewitterschauer von gut halbstündiger Dauer war zu verkraften. Das Wasser wäre kein Problem gewesen, aber die Kälte. An meinen Fingern war die Temperatur „gefühlt“, wie es so schön heißt, höchsten 5 Grad. Die kommenden Tag sollen wieder wärmer werden. Bis Donnerstag soll das Thermometer wieder bis auf 27 Grad steigen.

09.10.2011 - Pieve St. Stefano - Sansepolcro
09.10.2011 - Pieve St. Stefano - Sansepolcro
unsere WG in Lama
unsere WG in Lama

 

20.10.2011 - Sansepolcro – Lama, 20 km

 

Ein Tag wie jeder andere. Gleiches Gelände wie gestern, 700 m rauf, 700 m runter. Wetter hat sich wieder gebessert, Temperaturen um 20 Grad. Wir (Steffi, Paul und Johannes) sind heute in einem Agriturismo untergeschlüpft, haben eine gemeinsame Ferienwohnung bezogen und sind eine richtige WG. Nach der Ankunft sind wir zusammen zum Einkaufen, danach ging’s an’s gemeinsame Kochen. Es gab als Vorspeise Prosciutto crudo mit Melone und anschließend Spaghetti mit Gemüsesoße. Es ist unglaublich. Ich lebe mit 3 Menschen die ich gerade mal 3 Tage kenne in einer Wohngeneinschaft. Natürlich habe ich das Kochen übernommen.

Das muss für heute reichen, denn mehr Zeit ist heute nicht.

10.10.2011 - Sansepolcro - Lama
10.10.2011 - Sansepolcro - Lama
unser Agriturismo von gestern abend
unser Agriturismo von gestern abend

11.10.2011: Lama – Bocca Seriola, 18 km

 

Nachdem wir bei unserm Agriturismo kein Frühstück bekamen, saßen wir um 8,00 Uhr in der Bar. Dort war um diese Zeit schon reger Betrieb. Man höre und staune, es gab sogar Faschingskrapfen. Nur mit anderer Füllung. Bereits um 8,30 Uhr waren wir auf Strecke. Steinige, verschlungene Pfade führten uns durch die Landschaft, inzwischen sind wir bereits in Umbrien. Bereits gestern Abend hatten wir uns mit Proviant ausgestattet, denn wir kamen heute durch keine Ortschaft, Was bedeutet, dass der Rucksack noch 1 kg schwerer wiegt. Abgestiegen sind wir in einem zweitklassigen Refugio außerhalb von Bocca Seriola. Eine Bar ist aber in der Nähe. Gleich nach der Ankunft tranken wir dort ein Bier vom Fass. Ich bekam das erste, gab es aber zurück, weil es sauer schmeckte. Wahrscheinlich das erste, das heute gezapft wurde. Ich bekam anstandslos ein neues. Das war in Ordnung. Auf Sauberkeit wird in unserm heutigen Refugio kein großer Wert gelegt. Da musst du alles mit Handschuhen anfassen. Trotzdem müssen wir heute das Abendessen hier einnehmen. Wir werden nachher in der Bar einen Grappa trinken. Oder zwei! Ansonsten ist alles ok. Stimmung und Moral sind gut. Auch meinen Füßen geht es inzwischen wieder besser. Die morgige Tour ist nur 15 km lang. Das wird nochmal ein entspannter Tag.

 

Nachtrag:

Man sollte mit Vorurteilen vorsichtig sein! Der Refugio-Besitzer hat uns zum Abendessen in seine Wohnung eingeladen. Es brannte ein offener Kamin, gespeist durch zwei ca. 1 m lange und ca. 15 bis 20 cm starke Holzstämme. Einer von links und einer von rechts ins Feuer geschoben, die vor sich hin brannten und eine gute Glut abgaben. Dazwischen wurden auf einer Eisenpfanne mit langem Holzstiel Maronen (Esskastanien) geröstet. Vorspeise natürlich Nudeln mit Tomatensugo (das italienische Nationalgericht schlechthin). Danach Omelette, gefüllt mit Prosciutto cotto, dazu Salat und die auf dem offenen Feuer gerösteten Maronen. Vino della Casa versteht sich von selbst. Es war wieder ein sehr netter Abend und ich brauchte nachher keinen Grappa!

 

Heute ist zu uns noch ein Holländischer Arzt gestoßen, der bei einem Pharmakonzern in Singapur gearbeitet hat. Der Konzern wurde von Amerikanern übernommen und sein Arbeitsplatz wurde überflüssig. Jetzt geht er erst mal den Franziskusweg. Und dann sieht man weiter. Johannes ist heute nicht mehr bei uns. Er macht heute eine doppelte Strecke, um morgen in Gubbio seine Freundin zutreffen, die mit ihm ein paar Tage gehen will. Evtl. treffen wir uns in Assisi wieder.

 

Noch eine Anmerkung zum Hotel von vorgestern in Sansepolcro. Es nannte sich „Charm-Hotel Oroscopo“. Der Charme bestand darin, dass Caffee und Latte in Messingkännchen serviert wurden und in einem alten Holzregal teures Porzellan ausgestellt war. Ein paar anspruchsvolle Bilder hingen auch noch an der Wand. Das war’s aber auch schon mit dem Charme. Die Dusche war versifft, beim Zuziehen der Duschkabine fiel eine Schiebetüre heraus und ein Winkel, der den oberen Rahmen zusammen halten sollte, fiel in die Kloschüssel. Der Toilettenpapier-Halter hing aus der Wand, das Waschbecken lief nicht ab und das Fensterbrett war ebenfalls aus der Halterung gerissen und hing senkrecht nach unten. Und so ein Zimmer verkaufen die für 40,-- Euro die Nacht. Auch das ist Bella Italia!

11.10.2011 - Lama - Bocca Seriola
11.10.2011 - Lama - Bocca Seriola
Unsere Bleibe in Bocca Seriola
Unsere Bleibe in Bocca Seriola

 

12.10.2011: Bocca Seriola – Pietralunga, 18 km

 

Routinemäßiger Wandertag, aber doch wieder mit über 500 Höhenmetern. Temperaturen zwischen 23 und 25 Grad. Keine besonderen Vorkommnisse, aber herrliche umbrische Landschaften. Umbrien wird auch die grüne Lunge Italiens genannt. Es gibt immer wieder fotogene Plätze und tolle Aussichten. Heute haben wir ein sehr gutes Hotel erwischt. Hat auch nur 3 Sterne, ist aber im Vergleich zu vorgestern mindestens 5 Sterne wert. Oder das andere nur einen. Und kostet statt 40,-- nur 30,-- Euro. So unterschiedlich werden in Italien die Hotelsterne gehandelt! Morgen soll sich das Wetter ändern, durchwachsen mit Regenschauern. Ab Freitag wieder trocken, aber nicht mehr so warm.

 

Frage an Angela Olbrich, falls du mitliest: Seid ihr mit dem Fahrrad ganz nach Rom rein gefahren? Hier wird immer wieder erzählt und es steht auch in den Reiseführern, dass es nicht ratsam ist, ganz rein zu laufen. Es wird geraten, die letzten 30 km mit Bus oder Bahn zu fahren, wegen des starken Verkehrs. Kleine Nebenstraßen oder Wege soll es nicht geben. Vielleicht kannst du mir hierzu einen Tipp geben.

 

12.10.2011 - Bocca Seriola - Pietralunga
12.10.2011 - Bocca Seriola - Pietralunga
Das Centro von Gubbio
Das Centro von Gubbio

 

13.10.2011: Pietralungo - Gubbio, 27 km

 

27 km waren für heute nicht geplant. Der vorgesehene „Albergo Emma“ in Casamorica und auch der Ort selbst waren nicht sehr ansprechend. Deshalb entschlossen wir uns, die 6 km bis Gubbio noch dranzuhängen. Wir haben es nicht bereut, denn Gubbio ist ein schnuckeliges Städtchen mit einer wunderschönen Altstadt und vielen Kirchen. Deshalb sind wir auch in einem Kloster untergekommen. Es heißt „Instituto Maestre Pie Filippini“. Wir haben geräumige und saubere Zimmer, die weit über dem üblichen italienischen Standard liegen. Quanta costa: 20,-- Euro ohne Frühstück. Allerdings wird die Pforte um 22,00 Uhr geschlossen. Aber damit haben wir kein Problem. Wir blieben vom angekündigten Regen verschont, hatten lediglich einen wolkenverhangenen Himmel, aber angenehme Temperaturen. Die Strecke war schön zu laufen, keine großen Steigungen und wenig Gelände. Meist bequeme Schotter- und teilweise auch Asphaltstraßen.

 

Morgen haben wir viel Zeit, denn unsere Etappe nach Valdichiascio ist nur 12 km lang. Wir werden eine ausführliche Stadtbesichtigung machen, und erst gegen Mittag starten.

 

13.10.2011 - Pietralunga - Gubbio
13.10.2011 - Pietralunga - Gubbio
Gubbio
Gubbio

 

14.10.2011: Gubbio – Valdichiascio, 12 km

 

Zur Aufklärung: Das Kloster „Instituto Maestre Pie Filippini“ hat nichts mit den Philippinischen Inseln zu tun. Es ist eine „Schwesternkongregation“, gegründet von Lucia Filippini, die von 1672 bis 1732 gelebt hat und mehrere christliche Schulen in Italien ins Leben gerufen hat. Wir wurden von den Schwestern jedenfalls sehr freundlich aufgenommen.

 

Nach einem rund zweistündigen Stadtrundgang startete ich erst kurz vor 11,30 Uhr. Die 12 km kamen mir heute vor wie ein kleiner Spaziergang. Es gab keine großen Steigungen und herrliche Ausblicke bzw. Rückblicke auf die Stadt. Gubbio ist eine tolle Stadt und ich habe über 50 Fotos von Straßen, Gässchen und Plätzen gemacht. Wir sind heute getrennt gelaufen und am Nachmittag im Agriturismo Valdichiascio wieder zusammen getroffen, wo wir ein landestypisches Abendessen bei offenem Kaminfeuer bekamen. Auch hier wurde wieder einmal nur für uns 4 Pellegrini’s gekocht. Antipasto: Melanzane in Knoblauch-Olivenöl-Balsamico eingelegt, Primi: Lasagne und Secondo: Wildschweingulasch, sehr deftig eingeschmort! Danach stand uns der Raum und das offene Kaminfeuer unbegrenzt zur Verfügung. Nichts desto trotz zogen wir uns nach 2 Runden „Mensch ärgere dich nicht“ um 22,00 Uhr zurück, denn morgen stehen wieder 27 km und 600 Höhenmeter auf dem Programm. Ziel des morgigen Tages ist Valfabbrica.

14.10.2011 - Gubbio - Valdichiascio
14.10.2011 - Gubbio - Valdichiascio
Agriturismo Valdichiascio
Agriturismo Valdichiascio

 

15.10.2011: Valdichiascio – Valfabbrica, 27 km

 

Bei "sibirisch" kaltem Ostwind sind wir um 8,30 Uhr unsere heutige Etappe angegangen. Die Temperatur lag bei 10 Grad. Für Italien um diese Zeit kaum vorstellbar. Aber Hauptsache trocken! Dafür war die Strecke sehr schön und abwechslungsreich und es gab viel zu fotografieren. Wir kamen zügig voran und erreichten um 15,30 Uhr Valfabbrica. Wir sind heute getrennt gelaufen. Ich bin als letzter angekommen. Untergeschlüpft sind wir in einem ehemaligen, kleinen Kloster. Man hat ein „Ostello“ daraus gemacht, das privat bewirtschaftet wird. Ist nicht sehr aufregend. Muss wieder meinen Schlafsack auspacken. Habe aber ein 4-Bett-Lager für mich alleine. Abendessen gibt es im Haus. Es ist kaum zu glauben, aber morgen nur noch 15 km und ich bin in Assisi!

 

Nachtrag:

 

Aus aktuellem Anlass ist ein Nachtrag fällig für die Elsendorfer Bulldog-Fan’s. Da ihr ja eigentlich auf Vario’s fixiert seid, hab ich nicht gedacht, dass euch italienische, kettengetriebene Ackergäule auch interessieren. Werd‘ ich aber sofort ändern und nach mehr dieser exotischen Geräte Ausschau halten. Die Streckenbeschreibungen der Ochsenkühn‘s sind gut und darüber hinaus besser als die Reiseführer, die meine Pilgerkollegen mit sich führen. Aber das absolute "Sorglospaket" sind die GPS-Track’s, der Ochsenkühn’s, die ich täglich auf mein Garmin-Gerät lade. Das ist eine feine Sache. Absolut zuverlässig. Im Zweifelsfalle ein Blick auf’s Navi und sofort kann’s weitergehen. Das spart auch Zeit. Und dass ihr stolz auf mich seid, baut mich natürlich besonders auf.

 

Hallo Gertraud und Edgar, danke für den Hinweis auf die Internetseite eines Rom-Pilger-Kollegen, der kurioserweise ebenfalls Willi heißt. Es muss schon was dran sein an dem Spruch „Willi’s woll’n‘s wissen.“ Aber der kommt von einer anderen Seite, nämlich von Nordwesten, während ich von Nordosten rein komme. Das heißt aus Richtung Rieti bzw. Fara in Sabina. Zur Zeit läuft mit uns auch Eric, ein Pilger aus den Niederlanden, der einen Job in Singapur hat und auch dort wohnt. Dessen Reiseführer beschreibt tatsächlich auch die letzten Kilometer nach Rom hinein. Ich denke, wir werden einen Weg finden.

 

Bei dieser Gelegenheit wieder mal ein Dankeschön an alle Gästebuchschreiber für die guten Wünsche und das Mitfühlen. Ich freue mich über jeden Eintrag und rufe unterwegs mehrmals täglich meine E-mails ab. Denn mir wird jeder Gästebucheintrag sofort per mail auf’s Handy weitergeleitet.

 

morgen erreiche ich Assisi - es sind nur noch 15 km!
morgen erreiche ich Assisi - es sind nur noch 15 km!
Assisi zum Greifen nahe, heute mittag um 12,00 Uhr (von Norden gesehen)
Assisi zum Greifen nahe, heute mittag um 12,00 Uhr (von Norden gesehen)

 

16.10.2011: Valfabbrica - Assisi, 15 km

 

Heute Mittag um 12,00 Uhr war es soweit: Mein Pfad führte aus einem kleinen Wäldchen heraus und plötzlich sah ich die Basilika San Francesco und die Rocca (Burg) vor mir liegen. Zum Greifen nahe! In knapp einer Stunde war ich oben. Ich wurde von Steffi und Paul, die heute schon sehr früh aufgebrochen waren an der Porta Giacomo herzlich empfangen. Die beiden waren schon um 10,00 Uhr da und hatten die Stadt bereits besichtigt. Wir machten uns auf dem Weg zu den Klarissen in der Via St. Crocce. Bis dorthin waren keine 5 Minuten zu laufen. Unten auf der Straße große Aktivität, bei der Verabschiedung einer größeren Gruppe, die im Kloster übernachtet hatte. Und Schwester Alexia mitten drin. Ich hatte sie sofort erkannt. Leider musste sie unseren Wunsch nach einem Quartier abschlagen. Es waren in der vergangenen Nacht alle Zimmer belegt und erst morgen wird wieder alles auf Vordermann gebracht. Sie vermittelte uns aber zwei private Zimmer in der Nähe des Zentrums in der Via S. Gregorio. Wir müssen recht leidend ausgesehen haben, denn sie bat uns mitzukommen und hat uns eine Suppe angeboten, was wir gerne angenommen haben. Bekommen haben wir dann jedoch ein komplettes Mittagessen. Auch Abendessen und Frühstück dürfen wir im Kloster einnehmen. Wir haben unsere Zimmer bezogen und ich schreibe gleich die ersten Zeilen. Jetzt gibt es erst mal einen Cappuccino, danach einen kleinen Stadtbummel, dann melde ich mich wieder.

 

Nachtrag:

So, bin jetzt vom Abendessen zurück. Es gab ein einfaches, aber reichhaltiges Essen. Nudeln, Lasagne, Salat, gedämpftes Gemüse und gebackenes Hähnchenfleisch. Wir saßen zu viert zusammen mit einem pensionierten Pfarrer aus Marktoberdorf, der schon seit vielen Jahren seinen Urlaub bei den deutschen Schwestern in Assisi verbringt. Man wird’s nicht glauben: Vor dem Essen wurde gebetet und nach dem Essen gesungen. Gesungen hat eigentlich nur Steffi. Sie ist ein wahres Gesangstalent. Wenn ihr wissen wollt, wo sie es her hat, dann schaut doch mal nach unter www.kneitingales.de. Sie sang auf Wunsch von Schwester Alexa den Segen des Hl. Franziskus, den die Klarissen auf ihrer Adresskarte gedruckt haben. Schwester Alexia war so angetan, dass sie ein Heftchen mit weiteren Liedern holte und Steffi bat, die ihr geläufigen vorzusingen. Und plötzlich standen noch weitere Schwestern um uns herum und hörten zu. Es war ein besonderer Abend, der mir leicht unter die Haut ging. Um 17,00 Uhr nahmen wir auch an einem italienischen Gottesdienst in der Unterkirche San Francesco teil und besuchten anschließend das Grab des Hl. Franziskus in der Krypta. Das ist absolute Pflicht eines Pilgers, wenn er in Assisi verweilt!

 

16.10.2011 - Valfabbrica - Assisi
16.10.2011 - Valfabbrica - Assisi
San Francesco
San Francesco

 

17.10.2011 – „Ruhetag“ in Assisi

 

Heute habe ich mich von Steffi und Paul verabschieden müssen. Leider! Wir hatten uns noch zum Frühstück in der Bar verabredet, danach trennten sich unsere Wege. Die beiden reisten mit dem Zug nach Rom, um dort einige Tag zu verbringen. Zum krönenden Abschluss ihres Urlaubs wollen sie noch eine Woche an die Amalfiküste fahren. Herzlichen Dank euch beiden für die schöne Zeit und die wunderbare Freundschaft, die sich in den wenigen Tagen zwischen uns entwickelt hat. Und ich freue mich auf euren Besuch in Wachenroth.

 

Heute früh machte ich mich als erstes auf die Suche nach einem Friseur. Leider hat auch der parrucchiere in Italien am Montag geschlossen. Ich beendete meinen ersten Stadtrundgang mit einem Besuch der Basilika San Francesco, um dann anschließend in meiner camera 2 Stunden die Füße hoch zu legen. Am Nachmittag besuchte ich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, die Assisi zu bieten hat, die allerdings dominiert sind von den heiligen Stätten um San Francesco und Santa Klara. Das fängt an mit dem Stall, in dem Francesco geboren wurde, heute eine kleine Kapelle. Dem Elternhaus, daneben die kleine Kirche mit dem Kerker, in dem er vom Vater eingesperrt wurde und geht weiter mit der Kirche San Ruffino, wo er getauft wurde. Ganz wichtig San Damiano, wo er von Gott den Auftrag bekam, die Kirche neu aufzubauen und wo auch das Sterbebett der Hl. Klara stand. Zum Abschluß nochmal ein Aufenthalt in der Krypta am Grab von Francesco, was für mich der eigentliche Höhepunkt von Assisi ist. Ausgelassen habe ich lediglich die Basilika Santa Maria degli Angeli, in der die Portiunkula steht, eine kleine Kapelle, wo der Franziskanische Orden seinen Ursprung nahm und wo Franziskus im Jahr 1226 im Kreise seiner Weggefährten verstarb. Die 3 km in die Unterstadt waren mir zu weit. Zudem war ich ja 2009 im Rahmen einer Pfarrwallfahrt mit Georg Paszek schon mal dort.

 

Zwischendurch gab’s mal ein Gelato und mal einen Cappuccino. Und ein kleines Flachmännchen Grappa kam heute auch noch in den Rucksack als Wegzehrung für die nächsten, anstrengenden Tage. Beim Abendessen im Kloster lernte ich schnell noch eine junge Griechin und eine Österreicherin aus Gmunden am Traunsee kennen, die sich heute neu bei den Deutschen Schwestern einquartiert hatten. Schwester Alexia schenkte mir zum Abschied ein Tau-Zeichen (so heißt das Franziskuskreuz) zum Umhängen und meinte, es müsse aber geweiht werden. Sie bat den anwesenden Pfarrer aus Marktoberdorf, der ja seit gestern auch dort wohnt und der sich spontan bereit erklärte das Kreuz zu segnen. Quasi ganz nebenbei bekam ich bei dieser Gelegenheit von ihm auch noch den Reisesegen. Ich werde diesen wunderschönen Tag in Assisi so schnell nicht vergessen. Morgen muss ich mich wieder auf die Socken machen. Es gilt, den Monte Subasio zu überwinden, wo mal wieder 934 m rauf und 1048 m runter anfallen. Auf dem Weg dorthin ist noch ein Abstecher fällig zur eremo di carceri, das ist die Einsiedelei, wohin sich Franziskus zum Beten zurückzog. Das ist ein sehr beeindruckender, fast mystischer Ort zum Meditieren.

 

Herzlichen Dank an Inge und Rudi Oster. Es freut mich, dass ihr immer noch an mich denkt und dabei seid, wo wir uns doch gerade mal 20 Minuten lang kennen gelernt hatten auf der Medalgesalm.

 

Danke auch Brigitte und Christian. Ein Buch werde ich wohl nicht schreiben, dazu reichen meine seichten Textchen nicht ganz aus. Aber einen kleinen Vortrag für einen kleinen Kreis von Interessierten könnte ich mir vielleicht vorstellen. „Schaun’n mer mol“, sagte einst Franz der Kaiser.